Das Feuer entfachen
Der Advent ist die Zeit der Lichter, es blinkt an allen Ecken und Enden. Wir mögen diese Stimmung. Der heutige Sonntag bringt aber das Feuer in den Blick. Johannes der Täufer kündet an, dass es darum geht, dass wir mit Geist und Feuer getauft sind.
Offensichtlich sind Lichtlein zu wenig, es soll etwas brennen, brennen in uns, in den Menschen, Gott will brennen. In allen Religionen hat das Feuer ja immer eine göttliche Bedeutung, gilt als eines der besonderen Bilder, die uns an Gott erinnern. In unserer Tradition ist uns der brennende Dornbusch vertraut, der Ort, wo sich dem Mose das Geheimnis Gottes irgendwie öffnet. Das Volk Israel wird durch die Wüste von einer Feuersäule geleitet, etwas Brennendes, das das Volk auf dem Weg hält und zieht. Und es gibt eine Erfahrung, die Gott als Feuer beschreibt, die ich sehr beeindruckend finde. Blaise Pascal, Philosoph und Mathematiker, manchem von dem Physikunterricht noch in Erinnerung, hat eine Erfahrung, die er auf einen kleinen Zettel schreibt und sich in den Mantel einnäht. Nach seinem Tod wird dieser kleine Zettel entdeckt und dort steht zum einen das Datum 23. November 1654 und er schreibt dann: „Seit ungefähr abends zehneinhalb bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht Feuer! Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und die Lehren. Gewissheit, Empfinden, Freude, Friede, der Gott Jesu Christi. Feuer steht in der Mitte.
Denn Pascal hat offensichtlich etwas erfahren in dieser Nacht, was mit dem Feuer gefasst ist, hat etwas von der Wucht und Kraft Gottes in sich gespürt, was er nie vergessen wollte und immer mit sich getragen hat.
In dieses Feuer hinein ruft dieser zweite Adventssonntag. Der Anwalt ist Johannes der Täufer, der den Menschen dieses Kommen Jesu ankündigt und dieses Wort von der Feuertaufe den Menschen zuspricht, und er hat die Pharisäer und Sadduzäer im Blick und konfrontiert die damit, dass es offensichtlich lauwarm ist. „Wir sind doch Kinder Abrahams“, das scheint zu genügen, und hinter diesen Pharisäern und Sadduzäern sehe ich einfach auch einen Teil von uns. Irgendwie erkenne ich diese lauwarme Zeit auch. Es reicht doch, es genügt. Irgendwie selbstgerecht, selbstgenügsam sind wir manchmal unterwegs. Der frühere Bischof von Erfurt sagt in einer Betrachtung zum heutigen Evangelium: Es gilt sich zu fragen „warum mir religiös nichts weiter weh tut als das Fehlverhalten der kirchlichen Obrigkeit.“
Es geht darum, das Feuer neu zu entfachen, sich von Gott neu anstecken zu lassen. Wie geht das? Als neuer Pfarrer in Kaufering mit meinem schönen Pfarrhaus, in dem ich wohnen darf, 1754 energetisch nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Eine der ersten Dinge, die ich mir besorgt habe, war ein Holzofen, und an dem lerne ich, wie Feuer entfachen geht. Und das kann man auch übertragen auf das innere Feuer des Glaubens.
Ohne Holzscheit geht gar nichts. Und ich glaub, dass das ein wichtiger Teil ist, dass wir Holzscheite einbringen. Ich glaub, das ist oft ganz schlicht Zeit, dass wir jetzt da sind, eine Stunde dieses Sonntags einander schenken, aber natürlich auch Gott bringen, ist so ein Holzscheit. Da kann was geschehen, da kann mich ein Funke berühren, da kann etwas neu Kraft finden. Ich leg eine Stunde meines Lebens in die Gegenwart Gottes, damit sich was entzünden kann. Am Sonntag sind wir eingeladen, das miteinander zu tun. Ich glaube, dass es auch wichtig ist, für mich persönlich solche Zeiten zu haben, wo ich ein Stück meines Lebens einfach vor Gott hinhalte, im Gebet, im Stillsein, im Suchen seiner Gegenwart. Das Holzscheit meiner Bereitschaft braucht es.
Das Zweite, was am Holzofen wichtig ist, ist Zugluft. Das ist auch für unser Gottesfeuer entscheidend, dass wir die Dinge, die durch unser Herz ziehen, was mich schon wieder aufregt, was mich so froh macht, was mich umtreibt, was irgendwie auf Durchzug ist, weil ich Nachrichten gesehen habe, weil irgendwas war. Dass wir das an unseren Glauben heranlassen und dass wir das mit Gott in Verbindung bringen. Ich glaub, dass da oft der Schwung liegt, der das Feuer entfacht. Wir dürfen das Leben sozusagen nicht vom Glauben trennen, sondern müssen es miteinander zusammenkommen lassen.
Und da gibt es auch ein Bibelwort, das mich mit dem Ofen verbindet. Bei der Fußbodenheizung ist ja überall gleich warm. Bei mir mit dem Holzofen ist es manchmal schlau, einfach neben dem Ofen zu sitzen. Biblisch heißt es im Lukasevangelium, ein Wort Jesu: „Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe.“ Setz dich zu ihm, such seine Nähe, lass ein Wort von ihm wirklich in dein Leben treten, nimm die Einladung, dich im Zeichen von Brot und Wein der Eucharistie mit ihm zu verbinden, wirklich auf. Auch das kann dieses innere Feuer wieder lebendig machen, mich kräftigen und uns weiterführen.
Der zweite Adventsonntag will nicht nur ein weiteres Lichtlein anzünden, sondern will uns erinnern, dass wir zu Feuer gerufen sind, dass Gott neu aufbrennen mag in uns. Halten wir unser Leben ihm hin und lassen uns neu von ihm entfachen. Amen